Pfarrgemeinde Herz-Jesu
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Die Pfarrei bis zum Kriegsende 1945

Große Probleme bereitet in den 20er Jahren die Unterbringung der bereits erwähnten Ordensschwestern. Die Schwesternchronik vermerkt: „Zur Zeit sind die beiden Schwestern bei 40 Familien in »Unkost« wie »Armenhäusler«. Aus diesem Grund werden sie auch 1924 aus Rosenberg abgezogen.
Die Inflation bereitet 1923 den Menschen großes Kopfzerbrechen. Die Maxhütte zahlt den Lohn in der Woche zweimal aus. Die Frauen warten bereits am Werkstor und gehen mit dem Geld sofort zum Einkaufen.
Eine große Krise hatte der katholische Arbeiterverein zu meistern. Bis auf fünf Mitglieder traten alle wegen Geldmangels aus dem Verein aus. Zwei erfreuliche Nachrichten sind zum einen die Errichtung einer zweiten Seelsorgerstelle 1924. Albert Kellner wird erster Kooperator in Rosenberg. Zum anderen bekommt die Kirche in diesem Jahr ein neues Geläut.
Das Jahr 1925 bringt für die Pfarrei segensreiche Monate. Kooperator Georg Kick kommt nach Rosenberg. Am 27. 1. wird die Drittordensgemeinschaft, die sogenannten „Tertiarier“, gebildet. Deren Pflicht war das Gebet. der Besuch von „erbaulichen“ Predigten und der monatliche Opfergang am Herz-Jesu-Freitag. Am 30. 3. kommen drei Niederbronner Schwestern nach Rosenberg. Da nach wie vor dieselben katastrophalen Unterbringungsverhältnisse bestehen, drängt die Ordensleitung auf Besserung.

Im Jahr 1928 wird die schadhafte Kirchturmspitze repariert und das Turmkreuz vergoldet. Ein Jahr später werden das Kirchdach und der Turm durch Hagelschlag schwer beschädigt. Der Bischof gibt ein Darlehen zur Behebung des Schadens.
Ein weiterer, heute noch bestehender Verein, wird 1929 aus der Taufe gehoben: Der katholische Gesellenverein, die heutige Kolpingfamilie. Im selben Jahr bereits gibt es die erste gemeinsame Versammlung von Frauenbund, Gesellen- und Arbeiterverein um Fragen der damaligen Zeit zu erörtern. Man sträubte sich gegen Bestrebungen, die Ehescheidung einzuführen und die Ehe auf Probe zu gestatten.
Am 1. 10. 1929 konnte endlich das leidige Problem der Unterbringung der Schwestern gelöst werden. Fünf Niederbronner Nonnen ziehen in das renovierte „Neisberger-Haus“ im Meierfeld ein. Für das Jahr 1929 verzeichnet die Chronik der Ordensfrauen 1328 Pflegebesuche, 36 Ganztagespflegen, 235 Nachtwachen, 80-100 Kinder im Kindergarten. 30 Winter- und 20 Sommerschülerinnen in der Handarbeitsschule.

Im Jahr 1930 übernimmt Heiner Rösch das Amt des Kirchenchorleiters von Lehrer Peßerl. Es ist dies auch das Jahr einer Heiligen Mission in Rosenberg. Am 5. Mai 1931 ist die Bannerweihe des Rosenberger Gesellenvereines.
1932 steht im Protokollbuch des Arbeltervereins: „Es ist wohl in diesem Buch kein Jahr verzeichnet, das an wirtschaftlicher und seelischer Not so bedrängt war wie das Vergangene. Die schrecklichen Ungeheuer Arbeitslosigkeit und Glaubenslosigkeit sind am Werk, Staat und Kirche zu ruinieren... Wir wollen dennoch nicht wanken und hineintragen ins neue Jahr unsere christliche Idee“.
Im September muss die Maxhütte acht Wochen schließen. Für Rosenberg bedeutet das eine nie dagewesene Arbeitslosigkeit. 1933 bricht für Deutschland eine schwere Zeit an. Können viele kirchliche Belange anfangs noch mit Hilfe des Konkordates geregelt werden, trifft es doch bald die kirchlichen Verbände. 1934 wird der Arbeiterverein verboten - die Fahne bleibt bis heute verschwunden. Ein Jahr später der Frauenbund, der allerdings als kirchlicher Mütterverein weitergeführt werden kann. Für ein Jahr kommt Expositus Nikolaus Hengl nach Rosenberg.
Pfarrer Schmidt kann 1934 mit bischöflicher Erlaubnis bei den Schwestern eine Hauskapelle einweihen. Die „Tertiarier“ stiften zwei Reliquiare, eines vom hl. Bruder Konrad und eines mit einem Kreuzpartikel.
1936 führt Pfarrer Simon Utz die erste Renovierung der Kirche durch. Drei Jahre später erhält die Orgel ein elektrisches Gebläse.
Wie schon der Erste, hinterlässt auch der Zweite Weltkrieg tiefe Spuren in der Pfarrei. Kooperator Michael Wagner und Heiner Rösch werden zusammen mit vielen anderen jungen Männern zum Kriegsdienst eingezogen. Frau Käthe Wallinger übernimmt für Ihren Bruder den Orgel- und Chorleiterdienst. Ein schwerer Schlag trifft die Gemeinde 1943: Dem Pfarrer von Rosenberg wird der Zutritt zu den Schulhäusern verboten. Zudem mussten erneut die Glocken abgeliefert werden.
Eines der schwärzesten Kapitel der Pfarrei ereignete sich am 16. 4. 1944, dem Weißen Sonntag. Pfarrer Simon Utz wird am Tag der Erstkommunion in der Kirche verhaftet. Mitglieder aus der eigenen Gemeinde hatten ihn denunziert. Er kam zum Verhör nach Regensburg und wohnte dann später abgeschieden in Amberg. Die Pfarrei versorgte indessen Expositus Rösch von Luitpoldhöhe, bis im November1945 Pfarrer Maximilian Rauh die Seelsorge weiterführen konnte.
Am 11. 4. 45 erschüttert ein schrecklicher Bombenangriff das Dorf. Der Luftangriff fordert 17 Tote. Von diesem Tag an steht die Maxhütte still.

Über 100 Menschenleben hatte der Krieg aus den Reihen der Pfarrei Herz-Jesu gefordert. Doch war damit die Leidenszeit noch lange nicht vorbei. Mehr als 600 Flüchtlinge, überwiegend Katholiken, vegetierten im sogenannten „Schlackenberglager“. Somit wuchsen die Zahl der Gemeindeglieder und die Probleme der Pfarrei schlagartig. Die Sorge der alteingesessenen und ebenfalls notleidenden Pfarrmitglieder drückte sich in den Worten aus: „Unser Pfarrer Rauh kümmert sich mehr um die Flüchtlinge als um uns“.

(Text entnommen aus: Festschrift '100 Jahre Herz-Jesu-Kirche Sulzbach-Rosenberg')